Wie es zu meine Geburtskurs für Männer kam
Stell dir die pure Natur vor … einen Berggipfel und eine Jurte, einen Mann und eine Frau – nackt –, die ihren gemeinsamen Nachwuchs ohne fremde Hilfe zur Welt bringen.
So wurde Ruviam, mein dritter Sohn, geboren.
Als Mann an einem Ort der Geburt zu sein, ist schon ein befremdliches Erlebnis.
So war zum Beispiel meine erste Geburtserfahrung von unterdrückter Panik getrübt. Die Fruchtblase meiner Frau platzte Stunden, bevor die Wehen richtig einsetzten. Zuvor verweilten wir entspannt und abwartend zu Hause. Die darauffolgenden Stunden jedoch verbrachten wir im Krankenhaus in zunehmender Anspannung auf das Unbekannte. Wir hatten beschlossen, mitten in der Nacht dorthin zu fahren. Bei der Ankunft begrüßte eine friedliche Stille unsere nachlassende Nervosität. Mit der Zeit wurde diese Stille immer lauter. Das Baby hatte es nicht eilig, das medizinische Personal hingegen schon. Unruhe kam auf. Plötzlich war von einem Kaiserschnitt die Rede. Ein Chefarzt betrat den Raum mit fertigen Formularen zur Unterzeichnung.
Ich ging nach draußen, um frische Luft zu schnappen. Die Sonne lugte bereits hervor und die Atmosphäre war kühl und still. Betend blickte ich zum Himmel auf und bat mein ungeborenes Kind, zu uns zu kommen und endlich diesen dunklen Tunnel zu verlassen. Dann veränderte sich etwas in mir. Ein Gefühl. Hoffnung. Etwas hatte Klick gemacht. Plötzlich schien diese mächtige Aufgabe möglich. Mein Sohn, noch im Mutterleib, kommunizierte mit mir und verschaffte mir eine neue Perspektive.
Ich kehrte zurück in die Klinik und entdeckte das gleiche Gefühl der Hoffnung in den Augen meiner Partnerin. Von diesem Zeitpunkt an entwickelte sich die Geburt aktiv auf natürliche Weise weiter.

Ehrlich gesagt, ist die Geburt eine anstrengende Sache. Niemand erwartet, dass du nicht zurückschreckst. Plötzlich stehst du vor einer riesigen Herausforderung, der du zuvor noch nie begegnet bist. Doch jede Schwierigkeit birgt das Potenzial eines Entwicklungsprozesses. Sobald die Ängste transformiert sind, kann die ganze festsitzende Energie befreit werden. Und das, lieber Bruder, ist eine Kraft, die dir zur Verfügung steht.
Während der Geburt meiner beiden ersten Söhne wusste ich nicht, was ich mit mir anfangen sollte. Ich verstand meine Rolle nicht, und mein Hauptanliegen war, nicht in die Quere zu kommen. Ich hatte weder das Bewusstsein noch das Selbstvertrauen, das ich heute habe.
Die Geburten meiner jüngeren Söhne, Ruviam und Rayee, waren ekstatische Geburten ohne äußeres Eingreifen. Meine Partnerin ließ sich von ihrem Körper in den Prozess einleiten und ich unterstützte sie durch die Atmung, die Reinigung der Sekrete und natürlich durch Berührung, die bei einer ekstatischen Geburt das Tor zur Orgasmusgeburt darstellt.
Die Anwesenheit des Partners während des Geburtsvorgangs stärkt die Bindung nicht nur zwischen den Partnern, sondern auch zwischen Vater und Kind. Je aktiver und präsenter der Partner bereits während der Schwangerschaft ist, desto enger ist die Bindung zwischen ihm und dem Fötus.
Als Erster das Baby zu fühlen, wenn es in diese Welt eintaucht, es seiner wartenden Mutter zu übergeben … Man kann die Gefühle nicht zurückhalten. Lieber Bruder, es gibt keinen Grund, warum die Geburt nicht auch für dich eine bestärkende Erfahrung sein sollte. Genauso, wie es zwei braucht – einen Mann und eine Frau – um ein Kind im Leib zu empfangen, so braucht es dieselben zwei, um es sicher auf die Welt zu bringen.
